Neue ÖkonomieWirtschaft

Soziales Unternehmertum: Gemeinwohl vor Profit

Nicht nur die Corona-Krise zeigt, dass wir neu über unsere Art zu wirtschaften nachdenken müssen. Mehr denn je sind wir auf allen gesellschaftlichen Ebenen gefordert, Lösungen für Fragestellungen zu finden, auf die die ungehemmte Globalisierung und ein ungezügelter Kapitalismus keine Antwort haben und bei denen es darum geht, unsere Gesellschaft resilient und zukunftsfähig zu machen.

Eine wesentliche Rolle kann dabei einer neuen Definition des Begriffs der unternehmerischen Verantwortung zukommen. Bedeutet er im klassischen Sinne, profitabel zu wirtschaften, Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu erhalten und Steuern und Abgaben zu zahlen, gewinnt seit einigen Jahren die Bewegung des Sozialen Unternehmertums oder „Social Entrepreneurships“ gerade auch bei jungen GründerInnen und Start-ups stark an Bedeutung. 

Soziales Unternehmertum leistet einen wesentlichen Beitrag zu einem positiven Wandel der Gesellschaft.

Verantwortungsvolles, soziales Unternehmertum bedeutet demnach, nicht allein wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sondern das unternehmerische Handeln auch stets in Einklang mit der Umwelt, den Mitmenschen und den Folgen für kommende Generationen zu bringen. Es leistet einen wesentlichen Beitrag zu einem positiven Wandel der Gesellschaft, indem es geschäftliche Ideen mit einem selbst gesetzten, verbindlichen sozialen Auftrag verknüpft und einen Teil seiner Gewinne – oder auch den gesamten erwirtschafteten Profit – diesem zuführt.

Soziale UnternehmerInnen oder auch „Social Entrepreneurs“ sehen sich als Teil der Transformation unserer Gesellschaft und leisten durch ihr Engagement einen wesentlichen Beitrag zu einer sozialeren, nachhaltigeren und gerechteren Zukunft. Die Prinzipien der Gemeinwohlökonmie bilden dabei den Leitfaden ihres Handelns. Marktwirtschaftliche Betätigung und soziales Engagement sind darin kein Widerspruch, sondern ergänzen einander zum Wohle der Gesellschaft und der Umwelt. 

„Gebiete, auf denen sich ein Social Entrepreneur engagiert, sind zum Beispiel Bildung, Umweltschutz, Arbeitsplatzschaffung für Menschen mit Behinderungen, Armutsbekämpfung oder Menschenrechte.“ (Wikipedia)

Es geht um eine neue Philosophie des Unternehmertums, um eine Abkehr vom Primat der Profitmaximierung und einen Paradigmenwechsel.

Und es geht keinesfalls darum, Lücken zu füllen, in denen die bestehenden sozialen Akteure wie der Staat oder karitative Organisationen unzureichend oder gar nicht tätig sind und diese in die Hände der Privatwirtschaft zu geben – und schon gar nicht um das klassische Mäzenatentum. Es geht vielmehr um eine neue Philosophie des Unternehmertums, um eine Abkehr vom Primat der Profitmaximierung und einen Paradigmenwechsel im Hinblick auf die Prinzipien des Wirtschaftens und der Definition des damit verbundenen Erfolgs. 

Dass diese Rechnung aufgeht, zeigen immer mehr am Markt erfolgreiche Unternehmen, wie bspw. die Mineralwassermarke von „Viva con Agua“, durch die weltweit Trinkwasserprojekte gefördert werden, oder die „Tomorrow“-Bank, die ihren Gewinn dafür einsetzt, Klimaschutzprojekte im großen Umfang umzusetzen.  

Beispiele wie diese verdeutlichen zudem, dass mit ganz herkömmlichen Produkten oder Geschäftsideen – denn Mineralwasseranbieter und Banken gab es auch vor „Viva con agua“ und „Tomorrow“ in mehr als ausreichender Zahl – erfolgreiche soziale Unternehmensideen umgesetzt werden können. Das Rad muss also nicht neu erfunden werden. 

Soziales Unternehmertum bietet die große Chance, einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer zukunftsfähigen und resilienten Gesellschaft zu leisten.

Was es allerdings braucht, ist die Bereitschaft und die Vision, der UnternehmerInnen, sich auf dieses neue Denken einzulassen. Dann aber bietet ihnen das Soziale Unternehmertum die große Chance, einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer zukunftsfähigen und resilienten Gesellschaft zu leisten, sowohl im lokalen, regionalen als auch im globalen Kontext. 

Aufgabe der Politik sollte es sein, diese Prozesse zu ermöglichen und zu begleiten, indem sie durch die ihr zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen, rechtlichen und fiskalischen Steuerungsmöglichkeiten aktiv darauf hinwirkt, dieses gemeinwohlorientierte Verständnis des Unternehmertums zu einem neuen Status quo im Rahmen einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft zu erheben. 

Abonniere meinen Newsletter und erhalte einmal monatlich alle neuen Beiträge direkt in dein Postfach!