Mit Auftreten der Corona-Pandemie war der Begriff „Homeoffice“ plötzlich in aller Munde. Arbeitsplätze wurden im Rahmen des Krisenmanagements kurzerhand vom Büro in die Wohnungen der ArbeitnehmerInnen verlagert. Mobiles, digitales Arbeiten wurde zwangsläufig von „jetzt auf gleich“ zum Standard des Pandemie-Arbeitsalltags.
Die mit einem Mal aufgehobene Trennung von Zuhause und Arbeitsplatz stellt jedoch viele Unternehmen, aber ganz besonders die ArbeitnehmerInnen, vor große Herausforderungen. Häufig steht in den eigenen vier Wänden kein geeigneter Arbeitsplatz zur Verfügung, die technische Ausstattung ist unzureichend, die Internetverbindung mangelhaft und das Nebeneinander von Haushalt, Familie und Arbeit sorgt am Ende dafür, dass jeder einzelne dieser Belange zu kurz kommt. Zu kurz kommt ebenfalls, das gilt für die Arbeit im Homeoffice allerdings auch in pandemiefreien Zeiten, der Kontakt zu den KollegInnen, der kurze Schnack auf dem Büroflur oder das gemeinsame Mittagessen in der Kantine.
Wie geht es also möglicherweise besser? Könnten Coworking-Spaces die Lösung sein, um ein neues Miteinander von Arbeit, Familie und Klimaschutz zu ermöglichen?
Coworking-Spaces verbinden die Möglichkeiten des mobilen Arbeitens mit der Begegnung mit anderen Menschen und haben darüber hinaus noch eine Vielzahl von Vorteilen für unsere Wirtschaft, unser Klima und die Lebensqualität in unseren Städten und Gemeinden zu bieten.
Coworking-Spaces, also Räume des gemeinsamen Arbeitens, verbinden die Möglichkeiten des mobilen Arbeitens mit der Begegnung mit anderen Menschen und haben darüber hinaus noch eine Vielzahl von Vorteilen für unsere Wirtschaft, unser Klima und die Lebensqualität in unseren Städten und Gemeinden zu bieten.
Coworking-Spaces kennt man bisher häufig nur in großen Städten, wo sie von Freiberuflern und Startups gegründet werden. Aber gerade auch im Umland einer Metropole wie Hamburg können sie eine immens wichtige Rolle im Hinblick darauf spielen, wie wir Mobilität und Arbeit in Zukunft gestalten.
Coworking-Spaces bieten ihren NutzerInnen die Möglichkeit, zeitlich flexibel einen Arbeitsplatz und die nötige Infrastruktur (Internetzugang, Drucker, Scanner, Telefon, Kaffeeküche etc.) zu mieten und dort allein oder gemeinsam mit anderen zu arbeiten.
Coworking-Spaces sind daher eine optimale Lösung, wenn es darum geht, mobil, ortsunabhängig, aber dennoch vor Ort zu arbeiten und zugleich eine Trennung zwischen dem eigenen Zuhause und dem Arbeitsplatz herzustellen.
Die Städte im Hamburger Rand sind in den letzten 40 bis 50 Jahren immer mehr zu Wohn- und Schlafstädten verkommen. Zehntausende BerufspendlerInnen machen sich am Morgen eines jeden Werktags auf den Weg nach Hamburg – zu lasten ihrer Lebenszeit und der Umwelt und im Gepäck haben sie ihre Kaufkraft und ihren sozialen Impact. Die unvermeidlichen Folgen: die Innenstädte veröden, der lokale Einzelhandel, das soziale und kulturelle Leben leidet und die Bevölkerung der Pendlerstädte besteht tagsüber größtenteils aus RentnerInnen und SchülerInnen.
Rund 90% der Arbeitsplätze in der Stadt Hamburg entfallen auf die Dienstleistungsbranche. Versicherungen, Banken und Betriebe aus der IT- oder Kommunikationsbranche sind längst nicht mehr auf die Präsenz der ArbeitnehmerInnen vor Ort angewiesen.
Dazu kommt: die digitale Infrastruktur im Hamburger Umland ist hervorragend. Viele dieser Arbeiten könnten also auch aus der Ferne ohne Anwesenheit der ArbeitnehmerInnen erledigt werden.
Coworking-Spaces erleichtern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, schaffen Arbeitsplätze und halten Know-How und Wirtschaftskraft am Ort.
Wie würde es sich also auswirken, wenn diese Menschen an vielleicht nur zwei Arbeitstagen nicht den Weg nach Hamburg antreten müssten? Wenn an diesen zwei Tagen auch nur ein Teil der Hin- und Rückfahrten eingespart werden könnten? Wenn diese Menschen ihre Einkäufe bei lokalen Unternehmen tätigen würden, wenn sie ihre Kinder zu Fuß oder mit dem Rad in den Kindergarten oder in die Schule bringen könnten, wenn sie durch den gesparten Arbeitsweg Zeit für ein Ehrenamt hätten, wenn sie einfach glücklicher und gesünder wären. Und wenn sie auf diesem Wege jede Menge CO2 und Ressourcen einsparen könnten?
Alles, was es dafür braucht, um diese Visionen wirklich werden zu lassen, besteht darin, den Menschen zu ermöglichen, ihrer Arbeit an ihrem Wohnort nachgehen zu können.
Coworking Spaces sind daher eine große Chance, Digitales und Soziales miteinander zu vereinen – nicht nur im urbanen, sondern besonders auch suburbanen, ländlichen Raum. Coworking Spaces sind Orte des Austauschs und der Kommunikation, Konzentrationspunkte des sozialen und wirtschaftlichen Lebens.
Coworking-Spaces erleichtern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, schaffen Arbeitsplätze und halten Know-How und Wirtschaftskraft am Ort. Sie stärken die Resilienz unserer Städte und Gemeinden. Deshalb gilt es jetzt, die Neugründung von Coworking Spaces logistisch und finanziell zu unterstützen und Beratungs- und Förderkompetenzen auf Landesebene auszubauen.