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Für Frieden und Demokratie

Der Überfall auf die Sowjetunion durch Deutschland im Juni 1941 war ein von langer Hand geplanter und auch propagandistisch bestens vorbereiteter Feldzug der nationalsozialistischen Machthaber. Das Ziel: Die Ausrottung des jüdischen Bolschewismus und das Schaffen von Lebensraum im Osten für die deutsche Bevölkerung.

Insbesondere Juden, Sinti und Roma und kommunistische Funktionäre waren das Ziel dieses Vernichtungskrieges und der NS-Propagandamaschinerie.

Die nationalsozialistische Propaganda war ein wesentlicher Baustein, um die Bevölkerung für diesen Feldzug einzunehmen, die Angst vor der Bedrohung durch die vermeintlichen „Untermenschen“ und die „Bolschewisten“ aus dem Osten zu schüren und den Krieg gegen die Sowjetunion zu rechtfertigen. 

Nicht Argumente, sondern der schlichte, aber höchst wirksame Appell an die Emotionen stand dabei im Zentrum der nationalsozialistischen Meinungsmache. Presse, Rundfunk und Film waren die Werkzeuge, mit denen die Bevölkerung ganz bewusst auf der Gefühlsebene mit einfachen Parolen angesprochen wurde.

Aggressionen, Hass und Diffamierungen und damit eine zuvor nicht gekannte „Rhetorik der Gewalt“ hatten mit wachsendem Einfluss der NSDAP zunehmend Einzug in die Politik, die Medien und die Gesellschaft gehalten. 

Demagogie, die Umdeutung von Begriffen im nationalsozialistischen Sinne, Verklärungen, Verallgemeinerungen, Legendenbildungen und das Heraufbeschwören von Feindbildern waren die einfachen aber psychologisch effektiven Werkzeuge der rechten Hetzer. 

Nicht nur nationalistische und neurechte Despoten gründen ihre Herrschaft auf eine neue Macht der Propaganda – befeuert durch die sozialen Medien, eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft und die Unsicherheiten im Angesicht globaler Krisen.

Bis vor Kurzem glaubten wir all das weit hinter uns. Wir hielten uns für aufgeklärt und nicht leicht verführbar. Wir dachten, Hass und Hetze hätten keinen Platz mehr in unserer vielfältigen, gut informierten, gebildeten und toleranten Gesellschaft. 

Doch wir wurden und werden eines Besseren belehrt. Nicht nur nationalistische und neurechte Despoten gründen ihre Herrschaft auf eine neue Macht der Propaganda – befeuert durch die sozialen Medien, eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft und die Unsicherheiten im Angesicht globaler Krisen. 

Der fortschreitende Populismus ist ein erschreckendes globales Phänomen und eine Bedrohung für unser friedliches Miteinander und unsere Demokratien.

Der fortschreitende Populismus ist ein erschreckendes globales Phänomen und eine Bedrohung für unser friedliches Miteinander und unsere Demokratien. Er bedient den Wunsch der Menschen nach einfachen Antworten in einer immer komplexer werdenden Welt – nach Antworten, die keine Grautöne, sondern nur die Kategorien Schwarz und Weiß, Freund oder Feind kennen. 

Pauschalierungen, Verallgemeinerungen, falsche Fakten, eine radikale Rhetorik, die Aneignung und Umdeutung von Begriffen und das Zeichnen von Feindbildern sind die ebenso billigen wie damals und heute wirksamen Methoden dieser modernen Hetzer. Und auch sie beschwören Kriege herauf, Dispute, Streits und Auseinandersetzungen – im kleinen, wie im großen, in der realen wie auch in der virtuellen Welt.  

Für eine Welt der Verständigung, der Wertschätzung und des respektvollen Miteinanders.

Es ist daher an uns allen, dieser Hetze mit ihren einfachen Weltbildern und Erklärungsmustern keinen Platz zu lassen. Sie immer wieder zu hinterfragen, sie zu demaskieren und keine Pauschalierungen zuzulassen – die Methoden der Populisten und Demagogen zu entlarven und zu benennen und stattdessen für eine Welt der Verständigung, der Wertschätzung und des respektvollen Miteinanders zu werben. 

Lasst uns damit jetzt und bei uns selbst  anfangen, damit das, was vor 80 Jahren geschah nicht noch einmal geschieht – nicht heute, nicht morgen, sondern nie wieder.

Für Frieden, für Demokratie und für eine Welt ohne Hass und Intoleranz.


Rede auf der Gedenkveranstaltung des Friedensnetzwerks Kreis Pinneberg am 19.06.2021 in Wedel

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