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Der Verbandssport im Corona-Modus

Die Auswirkungen der Corona-Krise und deren Folgen für die Sportverbände und Vereine im Kreis waren Anlass für ein Gespräch, dass Jens Herrndorff, Vorstandssprecher BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Kreis Pinneberg, mit dem Geschäftsführer des Kreissportverbands Pinneberg, Karsten Tiedemann, und seinem Team führte.

Aktuell sind mehr als 180 Vereine und rund 80.000 Mitglieder im Kreissportverband Pinneberg (KSV) organisiert. Rund 25% aller Bürgerinnen und Bürger des Kreises sind demnach in einem der Vereine von Barmstedt bis Wedel aktiv. Zahlreiche Ehrenamtliche engagieren sich in der Organisation und der Durchführung der Sportangebote. Damit stellt der Sport mit seinen vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben einen wichtigen Rückhalt unserer Zivilgesellschaft dar.

Nachdem lange Zeit kompletter Stillstand bei den Vereinen herrschte, haben diese mittlerweile in einigen Bereichen wieder ihren Kurs- und Übungsbetrieb aufgenommen.

Karsten Tiedemann sagt dazu: „Wir müssen uns aktuell noch strikt an die Landesverordnung halten, die besagt, dass Gruppen von 10 Personen auch ohne das Einhalten der Abstandsregeln Sport ausüben dürfen. Auf die Sportart kommt es nicht an; auch kontaktintensive Sportarten wie Kampfsport können ausgeübt werden. Allerdings sollen vorbehaltlich eines Kabinettsbeschlusses nächster Woche Training und Ligabetrieb hoffentlich wieder für alle Sportarten möglich sein.“ 

Moderne Vereine sind weit mehr als Bereitsteller von Sportstätten und ÜbungsleiterInnen: Sie sind identitätsstiftend, integrativ und fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Neben dem Wegfall des Sportangebots durch die Corona-Pandemie bedeutete das temporäre Aus für die Vereine in vielen Städten und Gemeinden auch schmerzliche Einschnitte des gesellschaftlichen Lebens, denn moderne Vereine sind weit mehr als Bereitsteller von Sportstätten und ÜbungsleiterInnen: Sie sind identitätsstiftend, integrativ und fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt. In einem Alltag, der immer bewegungsärmer wird, leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung und Rehabilitation.

Auch wenn die Vereine im Kreisgebiet während der letzten Monate keine nennenswerten Austritte zu verzeichnen hatten, so fehlt es jedoch derzeit fast vollständig an Neueintritten. „Eine Quote von 5% Ein- und Austritten pro Quartal ist eigentlich normal, aber aktuell gewinnen wir keine neuen Mitglieder, was sich natürlich negativ auf die Finanzsituation auswirkt“, so KSV-Mitarbeiter Mark Müller.

Besonders bedauerlich findet KSV-Geschäftsführer Tiedemann, dass von den 12,5 Mio. € Soforthilfe, die das Land bereits im April zur Verfügung gestellt hat, nur ein Bruchteil von den Vereinen und Verbänden abgerufen worden sei. „Da war das Land wirklich schnell“, so Tiedemann, „aber viele Vereine haben sich da nicht ran getraut“. Zu groß war die Befürchtung, einmal zugewiesene Mittel zurückzahlen zu müssen oder sich sogar des Subventionsmissbrauchs schuldig zu machen. Gerade den vielen ehrenamtlichen Vereinen fehle es hier zudem an kaufmännischem Knowhow, zudem seien die Entscheidungsprozesse in den Vorständen oft recht langwierig, räumt er selbstkritisch ein.

Auch das Aus- und Weiterbildungsprogramm des KSV litt unter den Corona-Einschränkungen. „Zum Glück wurden viele zeitlich begrenzte Lizenzen, deren Erwerb auch oft mit hohen Kosten verbunden ist, von den Dachverbänden automatisch verlängert“, so Christa Nordwald vom KSV. Mittlerweile laufen aber auch die Fortbildungen unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen wieder an und würden erfreulicherweise stark nachgefragt.

Die Corona-Pandemie wird die Vereine und SportlerInnen noch geraume Zeit begleiten.

Kritisch sieht Tiedemann die unterschiedlichen Hygienekonzepte, die für Schulen und Vereine gelten: „Unsere Vereine müssen bspw. die Sportgeräte nach der Nutzung desinfizieren, für die Schulen gilt das nicht. Das ist nur schwer vermittelbar und sollte vereinheitlicht werden.“

Auch der Föderalismus mit landesspezifischen Regelungen für die Ausübung des Sports war für die Vereine und Funktionäre nur schwer nachvollziehbar. Während in Schleswig-Holstein lange Zeit eine maximale Gruppengröße von 10 Personen galt, zog das Land Niedersachen die Grenze bei 50 SportlerInnen. „Das führte zu der absurden Situation, dass Fußballvereine aus Schleswig-Holstein für Freundschaftsspiele extra nach Niedersachsen gefahren sind. Das ist regelrechter Sporttourismus und bestimmt nicht im Sinne des Gesetzgebers“, so KSV-Mitarbeiter Mark Müller.

Sicher ist: Die Corona-Pandemie wird die Vereine und SportlerInnen noch geraume Zeit begleiten. Auch wenn mittlerweile feststeht, dass voraussichtlich ab dem 19.08. in Schleswig-Holstein wieder alle Sportarten ausgeübt werden können und das Vereinsleben in großen Teilen wieder aufgenommen werden kann, ist es von der Normalität noch ein gutes Stück entfernt. 


Pressemitteilung des Kreisverbands BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 14.08.2020

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