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Raus aus der Atomkraft, rein in die Atomkraft?

Während in Schleswig-Holstein zum Jahresende mit dem AKW Brokdorf der letzte Atommeiler vom Netz ging und im ganzen Bundesgebiet lediglich noch drei Kernkraftwerke bis Ende 2022 in Betrieb sind, schickt sich die EU-Kommission an, Atomkraft als nachhaltige Technologie im Kampf gegen den Klimawandel zu deklarieren.

Um genau zu sein, sollen Investitionen in Atomenergie, ebenso wie in Erdgas, im Rahmen der seit 2020 in Kraft befindlichen EU-Taxonomie als „nachhaltig“ und somit als subventionsfähig im Zuge der ökologischen Transformation der Wirtschaft eingestuft werden. Ein entsprechender Vorschlag der EU-Kommission liegt seit dem Jahreswechsel vor. Die einzelnen Mitgliedstaaten können nun bis zum 12. Januar Stellung dazu beziehen. Eine Mehrheit für einen Widerspruch scheint sich, auch in Anbetracht der kurzen Frist, derzeit jedoch nicht abzuzeichnen.

Die aktuelle Entwicklung ist fatal, eine klimapolitische Fehlentscheidung par excellence und erweist dem dringend nötigen Investitions- und Innovationsschub in erneuerbare Energien einen Bärendienst.

Diese Entwicklung ist fatal, eine klimapolitische Fehlentscheidung par excellence und erweist dem dringend nötigen Investitions- und Innovationsschub in erneuerbare Energien einen Bärendienst.

Wer im 21. Jahrhundert Atomenergie noch als nachhaltig im Sinne eines klimaneutralen Energieträgers betrachtet, ignoriert schlichtweg die Fakten. So stellt bspw. das Umweltbundesamt klar und deutlich fest: „Atomstrom ist keineswegs CO2-neutral. Die Treibhausgasemissionen sind größtenteils der Stromproduktion vor- und nachgelagert. Betrachtet man den gesamten Lebensweg – von Uranabbau, Brennelementherstellung, Kraftwerksbau und -rückbau bis zur Endlagerung – so ist in den einzelnen Stufen des Zyklus zum Teil ein hoher Energieaufwand nötig, wobei Treibhausgase emittiert werden.“

Hinzu kommen die bekannten und eklatanten Probleme im Hinblick auf das Gefahrenpotenzial der Technologie, den hohen Subventionsbedarf und die weiterhin ungeklärte Frage einer sicheren Endlagerung.

Jeder Euro, der in die Atomkraft investiert wird, fehlt Europa beim dringend erforderlichen Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Wasserkraft.

Das weit größere Problem besteht jedoch darin, dass, sofern die Taxonomie in der vorgeschlagenen Form ratifiziert wird, Investitionen in voraussichtlicher Millardenhöhe EU-weit und über Jahre in die Atomenergie und nicht in Infrastruktur für erneuerbare Energien fließen werden. Oder anders gesagt: Jeder Euro, der in die Atomkraft investiert wird, fehlt Europa beim dringend erforderlichen Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Wasserkraft.

Was die EU daher tatsächlich braucht, ist eine echte Nachhaltigkeitstaxonomie, die einen Investitions- und Subventionsschub für erneuerbare Energien bedeutet. Im Fokus muss dabei klar der umgehende Ausbau der Infrastruktur im Sinne einer nachhaltigen und sicheren Versorgung mit 100% Erneuerbaren stehen und die Innovationsförderung zum Erschließen neuer Technologien und erheblicher Effizienzsteigerungen stehen.


Übrigens: Eine Petition für eine nachhaltige EU-Taxonomie kannst du hier bei change.org unterzeichnen.

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