Der Bau eines LNG*-Terminals in Brunsbüttel inklusive einer Leitungstrasse durch die Kreise Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen ist ein Anachronismus in Zeiten der Klimakrise.
Derzeit werden die ersten Probebohrungen in der Marsch für den Bau einer Pipeline von Brunsbüttel nach Hetlingen vorgenommen, obwohl aktuell noch keine Genehmigung für den Bau das Terminals vorliegt und seine geplante Lage in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Atomreaktors hochgradig Zweifel an seiner Genehmigungsfähigkeit aufkommen lässt.
Im Rahmen eines Beschlusses der Mitgliederversammlung des Kreisverbands Pinneberg von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN am 28.02.2020 hat sich diese deutlich sowohl gegen den Bau des LNG-Terminals als auch der Gasleitung und die damit verbundenen Subventionen in Höhe von insgesamt 100 Mio. € ausgesprochen.
Auch bei Umweltverbänden wie dem BUND, der ARGE Umweltschutz und der Deutschen Umwelthilfe stößt der Bau des Terminals und der zugehörigen Leitung zur Einspeisung von importiertem Fracking-Gas in das deutsche Gasnetz auf erheblichen Widerstand. Denn: Während Fracking in Deutschland weitestgehend verboten ist, gibt es scheinbar keine Scheu, auf den Import dieses fossilen Energieträgers zu setzen und das Problem der Umwelt- und Klimaschäden schlichtweg zu ignorieren, indem man es in andere Länder zu verlagert.
Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Kimaschädlichkeit von Fracking-Gas mit der Verbrennung von Kohle vergleichbar.
Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Kimaschädlichkeit von Fracking-Gas mit der Verbrennung von Kohle vergleichbar. Neben der Freisetzung von hochgradig klimaschädlichem Methan bei der Förderung, erfordert die Verflüssigung und der Transport des LNG mit Tankschiffen enorme Energiemengen. Daraus folgt: Wer nein zur Kohle sagt, muss auch nein zu LNG sagen!
Zudem ist eine Trassenführung durch das Landschaftsschutzgebiet Marsch unter Umweltgesichtspunkten nicht zu verantworten. Die Entwässerung des fragilen Ökosystems zwischen Geest und Elbe ist laut Umweltschutzverbänden hochgradig gefährdet. Zudem wird die Zerstörung und Verdichtung von Bodenstrukturen durch den Bau befürchtet, nicht zuletzt auch die Beschädigung des in ca. 2m Tiefe liegenden Moorbodens mit der Folge möglicher CO2-Freisetzungen.
Hinzu kommt, dass die Wirtschaftlichkeit des Terminals und seiner Infrastruktur hochgradig infrage zu stellen ist. Die Versorgungssicherheit Deutschlands mit Gas ist schon jetzt zu keiner Zeit gefährdet und sollte es bei abnehmender Bedeutung fossiler Energieträger auch zukünftig nicht sein. Auch die 100 Mio. € an Subventionszuwendungen, die sich das Land Schleswig-Holstein und der Bund zu je 50% teilen, sprechen eine deutliche Sprache: Ohne diese Zuwendungen aus Steuergeldern, wäre das Projekt nicht realisierbar und finanzierbar, denn schon heute sind viele bestehende europäische LNG-Terminals nicht ausgelastet und nicht rentabel.
Der Ausbau fossiler Energienetze widerspricht jeglichen Maßnahmen zum Klimaschutz.
Auch ohne Berücksichtigung der geopolitischen Interessen, die jedoch mit einer von der Bundesregierung forcierten Abnahme von amerikanischen Fracking-Gas-Überschüssen und als Alternative zur Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen klar benannt werden müssen, widerspricht der Ausbau fossiler Energienetze jeglichen Maßnahmen zum Klimaschutz, denn LNG ist weder klimafreundlich und noch eine vertretbare Brückentechnologie!
Und so lange synthetisches LNG, das aus erneuerbaren Energien, Wasser und C02 gewonnen werden kann, oder BioLNG aus Biomasse nicht marktfähig und massentauglich sind, sind die aktuellen Planungen für das Terminal und die Trassen einzustellen.
Daher brauchen wir:
- Einen sofortigen Stopp der Planungen für das LNG-Terminal und die geplante Gastrasse.
- Den beschleunigten Ausbau erneuerbarer und den Ausstieg aus fossilen Energien in Schleswig-Holstein und bundesweit.
- Die sofortige Einstellung von Subventionen für LNG oder andere fossile Energieträger.
* Die Abkürzung für LNG steht für „Liquified Natural Gas“ und bezeichnet verflüssigtes Erdgas, das durch Fracking gewonnen wird.